Mrz 29 2010
Ein Auto, ein Haus!
Der Abschleppdienst fährt rückwärts auf unseren Parkplatz, ich gebe Lutz, unserem neuen Lehrling, noch ein paar Anweisungen und dieser kümmert sich dann um den gesamten Ablauf. Das Auto, welches der Abschlepper hinten auf seinem Wagen hat, wurde durch einen Unfall mit einem Lkw derart beschädigt, dass man hier nur noch von Totalschaden sprechen kann. Wir werden, wie bereits mit der Besitzerin vereinbart, den Wagen nun schätzen lassen und anschließend müssen wir als Autohaus schauen, ob wir diesen noch einmal instand setzen wollen und können oder ob wir ihn dann doch nur noch in Einzelteilen weiterverkaufen.
Zusammen mit meinem Vater und Bruder, bin ich in einem Gewerbebetrieb aus der Kfz-Branche tätig, einem Autohaus. In der Regel gibt es vier Bereiche, die wir als Autohaus betätigen. Einerseits natürlich den Fahrzeugverkauf von Neuwagen, wie auch den von Gebrauchtwagen. Darüber hinaus noch die Fahrzeugreparatur in der Werktstatt und den Zubehörverkauf.
Als Autohaus sind wir Vertragshändler des Fahrzeugherstellers und die Bereiche sind bei unserem Familienbetrieb genau aufgeteilt. Mein Bruder kümmert sich hauptsächlich um die Gebrauchtwagen, ich bin meist im Verkaufsraum zu finden, da ich mich um den Absatz der Neuwagen kümmere und unser Vater versucht sich nach und nach aus allen geschäftlichen Bereichen zurückzuziehen, hat dennoch alle Fäden in der Hand. Er kann und will einfach noch nicht loslassen.
Wir scheinen fast noch eine kleine „Insel“ zu sein, denn in den letzten Jahren haben sich immer mehr Autohäuser zu Autohaus-Gruppen zusammengeschlossen, doch sind wir bislang immer noch recht eigenständig und gehören somit keinem dieser Kettenbetriebe an. Noch nicht zumindest.
Letztes Jahr kam die Wirtschaftskrise, der Staat hat die Umweltprämie (Wort des Jahres 2009, auch als Abwrackprämie bekannt) eingeführt und da die sogenannten Experten uns Autohäusern eine düstere Zukunft prophezeihen, muss man halt schauen, wo man bleibt. Hoffentlich nicht auf der Strecke.
Die letzten Monate haben wir uns wacker geschlagen, die Zahlen sind nicht gut aber akzeptabel. Wir hoffen nun auf einen kleinen Aufwärtstrend im Frühjahr, wobei auch schon die Verkaufszahlen im laufenden Monat besser sind, als die im gleichen Zeitraum des letzten Jahres. Ist die Kehrtwende bereits eingeläutet?
Zur Zeit ist mein Bruder im wohlverdienten Urlaub, daher bin ich im Moment das Mädchen für alles. Ankauf, Verkauf, Neufkauf… im Moment läuft alles über meinen Tisch. Am liebsten jedoch bin ich mittendrin. Den ganzen Tag im Büro sitzen, das entspricht sowieso nicht meiner Art. Ich vertrete mir oft und gerne die Beine in unserem Verkaufsraum und springe da ab und an auch als Verkäufer ein. Mir gefällt der direkte Draht zu unseren Kunden und auch intern ist die Arbeitsatmosphäre gut. Man dutzt sich, wir als Geschäftsführung haben auch jederzeit ein offenes Ohr für unsere Angestellten und das alles haben wir nicht zuletzt unserem Vater zu verdanken, der diese Arbeitsphilosophie schon seit Jahrzehnten pflegt und sie uns somit in die Wiege gelegt hatte.
Ich bekam gerade noch eine Email eines Kunden, der wissen will, ob er bei seinem Neukauf noch Optionen ändern kann. Ich schaue gleich mal in unser System… da ist er ja! Bestellung am 09.03., eine Woche später die Auftragsbestätigung, anschließend wurde die Bestellung kapazitätsgeprüft und terminiert. Na das sind doch gute Nachrichten für meinen Kunden, denn bis zur Rohbaueinplanung und dem Änderungsstopp sind noch rund 3 Wochen Zeit. Meist kann man einen Monat nach Bestellung immer noch gewünschte Änderungen vornehmen lassen. Dann schicke ich die freudige Nachricht mal gleich an meinen Kunden zurück und da ich schon am PC sitze, nehme ich auch noch die Kleinanzeige des Gebrauchtwagens von unserer Internetseite, den wir gestern verkauft haben. Schnell schnappe ich mir noch eine Tasse Kaffee und mache mich auf in Richtung Verkaufsraum.
Auf dem Flur halte ich noch kurz Smalltalk mit einem unserer Verkäufer. Anschließend bleibe ich auch noch bei der Dame am Empfang stehen, genieße den letzten Schluck aus meiner Kaffeetasse und mache mich auf den Weg zu einem älteren Herrn, den ich gerade beim inspizieren unserer Autos entdeckt habe. Na dann wollen wir mal sehen, ob ich diesem sympatischen Mann ein neues Auto verkaufen kann und anschließend schaue ich auch sicherheitshalber noch einmal nach unserem neuen Azubi, ob er das denn auch alles richtig gemacht hat, mit dem Unfallwagen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!
Auf allzeit gute Fahrt, Ihr Autohaus W. aus T.
9 Kommentare
9 Kommentare zu “Ein Auto, ein Haus!”
Autohaus in Berlin, Familienbetrieb, allerdings 3 Marken an einem Ort in 3 Häusern (nebeneinander) Miki will Auto (neu) kaufen, braucht noch Beratung, ist noch nicht ganz festgelegt. Offen bis 20 Uhr, 19 Uhr rein mit meinem (erwachsenen) Sohn. Im Verkaufsraum rumsteh, opfert sich eine Blondine… zieht sich dabei den Mantel schon an… „welchen woll’n se sehn… nö, ham wa nich, aber so eener steht da draußen, vom Mitarbeiter… hier ham se n Prospekt…“ Felix und ich stehen unberaten verdutzt draußen (Die dürfen mir aber jetzt meine Reifen einlagern usw.) Im nöchsten Autohaus, etwas gößerer Laden, hab ich mir mal für ein Wochenende einen tollen, total übermotorisierten Vorführwagen geliehen, sehr teuer, das Geld hätte ich bei Vertrag wieder bekommen. Als ich den Wagen abgegeben habe wurde vereinbart, der Verkäufer ruft mich an. Hat er nicht… und Miki darf man nicht so lange warten lassen (der hat sich übrigens NIE gemeldet). Hab ich mir mein Auto im Internet (traum-) konfiguriert. Nach drei Monaten konnte ich ihn in einer Autostadt ;-) abholen. Das war im August 2008. Das 2. Autohaus durfte mir später Edelstahl-Doppelauspuff-Dinger von ABT ranbauen… und NETT bin ich dort nie… brumm…
Fortsetzung: wär ja gern zu euch gekommen, aber wo ist W. ? ;-) Und auf die Marke war ich doch festgelegt… würde mich ja brennend interessieren, welche ihr verkauft. Auf jeden Fall weiter viel Freude bei der Arbeit… und solche Autohäuser braucht das Land, das kann ich euch sagen!! Liebe Grüße!
Hallo Miki.
Das tut mir wirklich Leid zu lesen, was dir da widerfahren ist. Manchmal fragt man sich wirklich, ob verschiedene Menschen den richtigen Beruf gewählt haben. Denn deine erwähnte Blondine hat vermutlich nicht wirklich den richtigen Draht zu Kunden und sollte vielleicht eher irgendwo in einem Büro als Sekretärin arbeiten. Aber lassen wir die Geschichte lieber ruhen.
Bist du denn jetzt schlussendlich zufrieden mit deinem Wagen?
Und die Frage ist nicht wo W. ist, sondern T. W. ist der Name des Autohauses und T. die Ortschaft. Diese liegt im hohen Norden Deutschlands und verkauft Autos einer deutschen Marke. :)
Gruß zurück und wie bereits in der Kurzgeschichte geschrieben, allzeit gute Fahrt!
@Alex
ja, ich bin sehr zufrieden. Ich liebe mein Auto. Einen Kunden wie mich glücklich zu machen ist sicher für jedes Autohaus eine Freude… Aber wenn se nich wolln… :-( Hab echt geheult bei Übergabe *immernochfreu* und bin sehr zufrieden. Mit dem Service immer noch nicht so, aber noch braucht er ja nicht viel Fürsorge, ab der 1.Inspektion muss ich mir was einfallen lassen.
Will dir hier keinen Link reinhauen, du verkaufst wahrscheinlich eine andere Marke oh,oh…o… aber kannst meinen Autostolz dir gern reinziehen „Happy Birthday mein geliebtes Auto“ (Suchfeld) ;-)
P.S. Die Blondine ist immer noch da… und in meinem Artikel hab ich die Übeltäter auch benannt, haben sie nicht anders verdient….
liebe Grüße
und jetzt ab ins Auto ;-)
Das freut mich zu lesen. An einem Golf hast du auch stets lang dran. Bin ebenfalls schon Golf 2, 3, 4 und 5 in meinem Leben gefahren… soviel dann auch zu der gesuchten Automarke! ;)
Deinen Artikel habe ich ebenfalls schon gefunden, wie du anhand des Kommentars bei dir sicherlich schon bemerkt hast und den Link hättest ruhig hier platzieren können. Blogger unter Blogger, da ist das doch erlaubt und willkommen!
Gute Fahrt, Alex
Das ist ja toll! Dann komme ich zu dir zur Inspektion!! :-)
Und wenn ich darf: lest gerne hier: http://mik-ina.de/2009/08/20/happy-birthday-mein-geliebtes-auto/
Leider sind ausgerechnet da einige Kommentare beim Umzug zu WordPress verschwunden.
@Alex
der R32 war aber echt nicht schlecht…. wie vernünftig ich doch war…. :-)
Siehst du, hat doch gar nicht wehgetan mit deinem Link! :D
@Alex
Schön geschrieben und gut recherchiert. Ein kumpel von mir leitet ein Autohaus und der Text könnte von ihm stammen.
Gruß
Fulano
Was heißt hier recherchiert? Ich bin ein Autohaus-Geschäftsführer! ;)
Danke für deine anerkennenden Worte. Es freut mich immer wieder Rückmeldungen zu den Berufen zu bekommen.
Gruß zurück,
Alex