Mai 25 2009
Backe, backe Kuchen
Wieviele können schon von sich behaupten, das Glück zu haben, nur etwa 5 Meter bis zur Arbeit zu haben? Ich bin solch eine Glückliche, denn unten im Erdgeschoss befindet sich unser kleiner Bäckersladen und in den 2 Stockwerken drüber, lebe ich zusammen mit meiner Tochter. Es ist schön, dass ich morgens um 4, wenn ich aufstehe um meiner Kundschaft frische Brötchen, Brot, Kleingebäck und sonstige Backwaren zu backen, dies alles gemütlich im Bademantel machen kann.
Meine Kleine ist mir auch eine echte Unterstützung und große Hilfe, da sie öfters nach der Schule noch hier im Laden aushilft. (Naja, klein ist relativ. 1. ist sie sogar um ein paar Zentimeter größer als ich und 2. kratzt sie mit ihren 17 Jahren bereits an der Volljährigkeit. Sie wird dennoch immer meine Kleine bleiben.) Seit dem Tod meines Mannes, der vor etlichen Jahren sein Leben bei einem Autounfall verlor, bin ich auch mehr als dankbar, dass sie mir hier und da mit Hilfe zur Seite steht.
Nachdem mich damals die schreckliche Nachricht erreichte, dachte ich einen Moment daran, den Laden an den Nagel zu hängen, da zuviele gemeinsame Erinnerungen dran hängen und mein Mann und ich diesen zusammen aufgebaut haben. Nach einer schwierigen Zeit, habe ich es dann doch geschafft aus meinem Loch wieder herauszukommen und so führe ich das Geschäft nun alleine, mit großartiger Unterstützung meiner Tochter.
Damals, während meiner dreijährigen Berufsausbildung im Bäckerhandwerk, hatte ich meinen Mann kennen und lieben gelernt. Ich hatte die Gesellenprüfung vor unserer regional zuständigen Innung abgelegt, er setzte noch einen drauf und bildete sich an der Meisterschule in Olpe weiter, wo er anschließend vor der Handwerkskammer die Meisterprüfung ablegte.
So entwickelte sich unser Leben, der Traum der eigenen Bäckerei wurde wahr, unsere erste und einzige Tochter erblickte das Licht der Welt, alles wunderbar… bis zu dem Tag, an dem mein Mann aus unserem Leben gerissen wurde. Er war abends auf der Landstraße unterwegs, als ihm ein anderes Fahrzeug entgegenkam. Der Fahrer war weder nüchtern, noch hat er sich an die Geschwindigkeit gehalten. Er verlor die Kontrolle über das Fahrzeug und mein Mann sein Leben.
Aber widmen wir uns wieder Fröhlicherem im Leben zu. Auch wenn die Menschen in den schwierigen Zeiten heute, vielleicht etwas kleinere Brötchen backen müssen, so wird dennoch immer gegessen und ich kann gottseidank keinen Abwärtstrend bei unseren Verkaufszahlen feststellen. Aber man muss stets mit der Zeit gehen, öfter mal etwas Neues wagen und so kam es, dass meine Tochter neulich aus der Schule kam und mir von der Idee erzählte, wir sollten „Bernd das Brot“ in unser Sortiment aufnehmen.
Anfangs wusste ich gar nicht von was sie da spricht. Nach ein paar Erklärungen und Google als Hilfe, begannen dann aber meine Planungen und seitdem bieten wir „Bernd das Brot“ an – ein Renner, wie sich schnell herausstellte.
Ich schaue auf die Uhr. Es ist bereits vorangeschrittener Nachmittag. Meine Tochter müsste bald, nach Schule und Besuch beim Augenarzt, wieder hier sein und mich bis zum Feierabend um 18:30 unterstützen. Kurz vor Ende des Arbeitstages wird dann sicherlich wieder einer meiner Lieblingskunden hier aufkreuzen. Er ist geschätzte 27, sieht gut aus, ist stets höflich und erst der Knackarsch… ein echte Hingucker! Für mich wird es zwar nichts mehr (abgesehen davon, dass ich sicherlich rund 20 Jahre zu alt bin, schwor ich mir, meinem Mann bis ans Lebensende treu zu bleiben – ja so etwas kitschiges gibt es heutzutage noch), aber zu schade, dass meine Tochter keine 10 Jahre eher auf die Welt kam… er ist der Traum jeder Schwiegermutter. Ok, meiner zumindest.
Jetzt aber genug geschwärmt, meine Kleine wird den Richtigen fürs Leben schon finden und bis dahin, backe ich brav weiter vor mich hin. Und demnächst werde ich mir dann auch mal eine Folge „Bernd das Brot“ anschauen, damit ich wenigstens weiss, wem ich hier eigentlich den reissenden Absatz zu verdanken habe.
2 Kommentare
2 Kommentare zu “Backe, backe Kuchen”
Hm, ein Unfall und dazu noch verursacht durch einen Betrunkenen ist schon hart. :)
Bernd das Brot ist aber schon toll.
Ja, daran musste ich auch lange knabbern. Es tut heute noch weh, aber das Leben muss voran gehen. Danke zum Bernd. ;)